... was die fünf häufigsten Fehler bei der Integration von
Verriegelungseinrichtungen in Verbindung mit trennenden
Schutzeinrichtungen sind?

 

Verriegelungen oder auch Türschalter genannt, gehören zu den wichtigsten Schutzeinrichtungen an Maschinen mit trennenden Schutzeinrichtungen wie Schutztüren, Klappen oder Hauben. Die Anforderungen an diese Sicherheitskomponenten sind in der DIN EN ISO 14119 klar geregelt – doch in der Praxis treten häufig dieselben Fehler auf. Diese gefährden nicht nur die Sicherheit der Bediener, sondern auch die Konformität mit der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG.

 

 

1. Verriegelung ohne Türzuhaltung – Nachlauf der Maschine wird nicht berücksichtigt

Fehler:
Die Schutztür wird lediglich verriegelt, aber ohne Zuhaltung (keine Schutzmaßnahme gegen frühzeitiges Öffnen bei Nachlaufbewegungen).
Die Gefahr besteht, dass Personen Zugang erhalten, obwohl sich bewegliche Teile noch nicht vollständig gestoppt haben.

 
Normativer Hintergrund:
  • EN ISO 14119 und EN ISO 13855 fordern in Kombination mit der Nachlaufzeitmessung, dass bei gefährlichem Nachlauf die Tür erst freigegeben wird, wenn keine Gefährdung mehr besteht.
  • Ggf. ist eine kraftbetätigte Zuhaltung (interlocking with guard locking) erforderlich.
  • Alternativ ist der Abstand zur Gefahr zu erhöhen
 
Korrektes Vorgehen:
  • Nachlaufzeit der Maschine ermitteln.
  • Bei nennenswertem Nachlauf: Türverriegelung mit Zuhaltung verwenden.
  • Freigabe der Tür erst nach sicherer Stillsetzung.
 
 

Anmerkung:
Der Begriff Verriegelung meint lediglich die sichere „Abfrage“ der beweglich trennenden Schutzeinrichtung und sagt nicht aus, ob diese zugehalten wird oder nicht.

 

2. Manipulationsschutz nicht ausreichend – Betätiger nicht fest verbunden

Fehler:
Der Betätiger ist nicht unlösbar mit der Schutztür verbunden (z. B. geschraubt, nicht vernietet). In vielen Fällen ist er zugänglich oder sogar leicht manipulierbar
– z. B. durch mitgeführte Ersatz-Betätiger.

 
Normativer Hintergrund:
  • EN ISO 14119 fordert zusätzliche Maßnahmen gegen Anreiz zur Manipulation je nach Bauart der Verriegelung. Bauart 2 und 4, also die gängigsten Typen mit mechanischem Betätiger oder berührungslos wie unser Safix.
  • Mechanische Maßnahmen haben Vorrang vor logischen oder organisatorischen (4-stufige Strategie zur Vermeidung von Umgehung).
 
Korrektes Vorgehen:
  • Unlösbare Verbindung (z. B. Schweißen, kleben, nieten).
  • Auswahl manipulationssicherer Schalter (z. B. RFID-Schalter mit hoch codiertem Betätiger).
  • Gehäuse und Betätiger geschützt und nicht zugänglich montieren.
 
 

Anmerkung:
Mit der neuen EN ISO 14119 (Entwurf) sind auch solche Schrauben wie Innensechsrund mit Stift in der Öffnung nicht zulässig.

 

3. Sicherheitsbewertung (PL/SIL) wird nicht eingehalten

Fehler:
Der Türschalter wird zwar korrekt montiert, erfüllt aber nicht die geforderte Sicherheitsanforderung (Performance Level).
Häufig wird z. B. ein Schalter mit nur einem mechanischen Kontakt eingesetzt, der allein maximal PL c erreicht – obwohl PL d oder e gefordert ist.

 
Normativer Hintergrund:
  • Gemäß EN ISO 13849-1 muss die gesamte Sicherheitsfunktion (inkl. Türschalter) den geforderten PLr erfüllen.
  • Die Schalter müssen korrekt installiert sein (z. B. Diagnoseabdeckung, Zwangsöffnung, Rückführkreis etc.).
 
Korrektes Vorgehen:
  • Sicherheitsfunktion vollständig bewerten: Sensorik, Logik, Aktorik.
  • Türschalter mit ausreichender Diagnosedeckung und Zwangsöffnung wählen.
  • Zwei-kanalige Verschaltungen mit Rückmeldung.
 
 
 

4. Fluchtentriegelung wird nicht berücksichtigt

Fehler:
In großen Maschinen oder Anlagen (z. B. Roboterzellen, Palettieranlagen) gibt es keinen Fluchtweg oder Notentriegelung, falls eine Person im Inneren eingeschlossen wird.

 
Normativer Hintergrund:
  • EN ISO 14119 fordert bei potenzieller Einschließungsgefahr eine Fluchtentriegelung.
  • Zusätzlich sind Anforderungen aus EN ISO 13857 (Zugang zu Gefährdungen) und ggf. BetrSichV / TRBS zu beachten.
 
Korrektes Vorgehen:
  • Risikoanalyse: Einschlussmöglichkeit bewerten.
  • Türschalter mit Fluchtentriegelung oder mechanischem Notausstieg einbauen.
  • Klar erkennbare und zugängliche Notöffnung von innen sicherstellen.
 

5. Falsche Betätiger-Ausrichtung oder fehlerhafte Montage

Fehler:
Der Türschalter ist so montiert, dass der Betätiger nicht exakt in die Führung einläuft oder sich durch Vibrationen lockert. Folge: Fehlfunktionen, unzuverlässige Abschaltung oder unerwünschte Stillstände. Teilweise werden Schalter auch „auf Lücke“ montiert, sodass sie bei leicht geöffneter Tür noch geschlossen melden.

 
Normativer Hintergrund:
  • EN ISO 14119 fordert, dass die Baugruppe so montiert wird, dass eine sichere und vollständige Betätigung gewährleistet ist – auch bei langjährigem Betrieb.
  • Bei unpräziser Montage kann die Zwangsöffnung (positive opening) nicht mehr garantiert werden, was die gesamte Sicherheitsfunktion kompromittiert.
  • Auch ein brechen des Betätigers bei dauerhaft ausgesetztem mechanischem Stress kann einen unentdeckten Fehler zur Folge haben.
 
Korrektes Vorgehen:
  • Montage gemäß Herstellerangaben (Toleranzen für Ausrichtung und Abstand einhalten).
  • Betätiger und Schalter fest mit Tür bzw. Rahmen verbinden (keine „schwimmenden“ Befestigungen).
  • Funktionstest unter realen Bedingungen durchführen (inkl. Vibration, Temperatur, Verschmutzung).
 

Fazit:
Die Integration von Türschaltern mit Verriegelung ist sicherheitstechnisch anspruchsvoller, als es auf den ersten Blick scheint. Fehler bei Nachlauf, Manipulationsschutz, Sicherheitsbewertung oder Fluchtmöglichkeit können schwerwiegende Folgen haben – rechtlich wie sicherheitstechnisch. Wer die normativen Anforderungen kennt und beachtet, ist auf der sicheren Seite.

 

 

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